Mythen werden meist von Ahnungslosen gepflegt. Von Menschen, die mitreden möchten, obwohl sie nichts zu sagen haben. Das kennen Sie aus dem Sportverein, vom Arbeitsplatz, womöglich auch von Ihrem Partner, wobei ich Ihnen da nicht zu nahetreten möchte.
Wer uns lustig entgegenplärrt, ob wir schon Golf spielen oder noch Sex haben, wird im spätestens übernächsten Satz auch die These aufstellen, dass Golf ohnehin langweilig sei. Man mag darüber großzügig hinwegsehen, das wäre ohne Frage generös. Eine Stufe erhabener lässt uns aber auch ein anderer Weg erscheinen:
Golf ist ein Krimi, eine Liebesgeschichte, ein Thriller oder auch ein veritabler Horror-Streifen. Hintereinander oder auch mal alles zusammen.
Der Ahnungslose beginnt zu zweifeln. Nehmen Sie ihn mit auf eine Runde. Er soll die Nervosität am ersten Abschlag spüren und die Männer im besten Alter sehen, die mit ein paar Altherrenwitzen versuchen, den donnernden Puls etwas herunterzukühlen. Am Grün stehen, wenn der Druck beim Putt aus achtzig Zentimeter unerträglich wird, die Last danach abfällt oder sich Abgründe auftun.
In den vier Stunden auf einer Runde werden Tiger schon mal zu zahmen Kätzchen, gestandene Männer zu labilen, nur noch vor sich hin brabbelnden Wracks oder Buchhalter-Typen zu regelrechten Mentalitäts-Monstern, die gar nichts mehr falsch machen können. Das geht immer, und selbstverständlich in allen Richtungen. Ausnahmen unmöglich, Männer und Frauen verhalten sich zumindest da ziemlich gleich.
Und ein Sport, der Menschen an den Rand des Wahnsinns treibt und genauso gut Dankbarkeit und Demut lehrt, soll langweilig sein? Ein Sport, der mit seiner Kombination aus körperlichen und psychischen Anforderungen alle Sinne gleichzeitig anspricht und fordert, soll Sie nicht in seinen Bann ziehen? Von der sozialen Komponente ganz zu schweigen, wenn das Smartphone im Spind bleibt und Sie mit Kumpels, Freunden, der Familie oder dem Partner wertvolle Zeit verbringen.
Wenn das tatsächlich langweilig sein soll, bin ich gerne langweilig
